Forschungszentrum Jülich: Besser und transparenter kommunizieren mit Familienbotschafterinnen und Familienbotschaftern

Forschungszentrum Jülich

Beschäftigte: Zahl > 7500
Standort: Jülich (NRW)
Branche: Wissenschaft & Forschung

Was?

Familienbotschafterinnen und Familienbotschafter – kurz FaBos - tragen im Forschungszentrum Jülich dazu bei, dass alle Mitarbeitenden über die familienfreundlichen Angebote informiert sind. Sie sind niedrigschwellige erste Ansprechpersonen in den Teams und Organisationseinheiten und stärken so eine Kultur, in der die Vereinbarkeit von Beruf und Familie selbstverständlich mitgedacht wird.

Warum?

Die Idee, das Angebot der Familienbotschafterinnen und Familienbotschafter im Betrieb zu etablieren, entstand im Rahmen des Audits berufundfamilie, bei dem eine Umfrage unter den Beschäftigten durchgeführt wurde. Diese zeigte, dass nicht alle Mitarbeitenden über bestehende Vereinbarkeits-Angebote (wie z.B. Kinderbetreuungsangebote) informiert waren. Angesichts des großen Campus und der bundesweiten Standorte stellte sich die Frage, wie alle Mitarbeitenden erreicht und informiert werden können.
Um diese Herausforderung zu lösen, wurde im Herbst 2015 mit der Schulung von zunächst sechs FaBos begonnen. Ziel war es, die Vereinbarkeitsangebote bekannter zu machen und gleichzeitig Rückmeldungen aus der Belegschaft aufzunehmen, um die Angebote bedarfsgerecht weiterzuentwickeln. Heute sind bereits 65 Familienbotschafterinnen und 
-botschafter im Einsatz.
Die Familienbotschafterinnen und -botschafter übernehmen drei zentrale Funktionen: Sie agieren als Multiplikatorinnen, indem sie regelmäßig über bestehende und neue Angebote informieren und dafür verschiedene Kommunikationswege wie E-Mails, Flyer oder Aushänge nutzen. Sie sind Feedbackgebende, indem sie Bedarfe aus den Teams aufnehmen und zurückmelden. Zudem dienen sie als niedrigschwellige Anlaufstelle für Beschäftigte, was insbesondere bei einer dezentral aufgestellten Organisation wichtig ist, um kurze Wege zu schaffen. Sie übernehmen dabei keine Beratungs- oder disziplinarischen Aufgaben, sondern wissen, an welche Stellen sie Ratsuchende im Bedarfsfall weiterverweisen können.

Wie?  

FaBos nehmen an einer praxisnahen Schulung des Büros für Chancengleichheit teil, in der sie ihre Aufgaben klären und direkt handlungsfähig werden. Nach der Schulung erhalten sie ein Zertifikat, das ihre Rolle sichtbar macht und wertschätzt.
Die Institutsleitungen werden informiert, um die Benennung von FaBos zu fördern und in den Organisationseinheiten zu verankern. Die Tätigkeit erfolgt während der regulären Arbeitszeit und wird durch die Führungskräfte unterstützt, was die Akzeptanz stärkt. 
FaBos stammen oft aus personalnahen Bereichen oder der mittleren Führungsebene und tragen durch ihre Nähe zu den Teams aktiv zur Sichtbarkeit von Vereinbarkeit bei.
Erfolgsfaktoren sind die Unterstützung durch Führungskräfte, die Integration in den Arbeitsalltag sowie die kurze Schulung, die Sicherheit in der Rolle vermittelt. Die Nutzung bestehender Kommunikationskanäle und die offene Ansprache der Institutsleitungen haben die Akzeptanz gefördert. Ein bundesweites Netzwerk von derzeit 65 FaBos deckt viele Organisationseinheiten und Standorte ab. Die klare Abgrenzung der Rolle – Informationsweitergabe und Rückmeldung statt Beratung – senkt Hemmschwellen und etabliert die FaBos als niedrigschwellige Anlaufstellen im Betrieb.

Erfahrung?

Im Unternehmen werden mit dem Angebot positive Erfahrungen gemacht. Die Wirkung zeigt sich im Alltag, beispielsweise daran, dass eine Kita auf dem Campus, die zuvor von vielen nicht wahrgenommen wurde, durch die Arbeit der Familienbotschafterinnen und -botschafter bekannter geworden ist. Zudem ist zu beobachten, dass sich mehr Beschäftigte zu Informationsformaten rund um das Thema Vereinbarkeit anmelden, nachdem die FaBos diese in ihren Bereichen bekannt gemacht haben. Auch wird regelmäßig ein Refresh-Angebot für die FaBos durchgeführt, verbunden mit einer Abfrage zur Zufriedenheit, um Rückmeldungen einzuholen und die Arbeit der FaBos weiter zu stärken. Insgesamt ist zu erkennen, dass bestehende Angebote zur Vereinbarkeit, wie etwa die Dienstvereinbarung zum flexiblen Arbeiten, sichtbarer geworden sind und die Informationen zu diesen Angeboten stärker in die Belegschaft getragen werden.

Tipp?

Ein wichtiger Tipp für andere Unternehmen, insbesondere für kleine und mittlere Betriebe, ist, dass die Unterstützung durch die Führungsebene entscheidend für den Erfolg eines solchen Angebots ist. Führungskräfte sollten hinter dem Konzept stehen und die Familienbotschafterinnen und -botschafter in ihrer Rolle aktiv unterstützen.

Darüber hinaus ist Vernetzung ein wesentlicher Faktor. Regelmäßige Treffen, wie Jahrestreffen oder kleinere Formate vor Ort, bieten den Familienbotschafterinnen und -botschaftern die Möglichkeit, sich auszutauschen, inhaltlich auf dem Laufenden zu bleiben und sich weiterzubilden. Diese Treffen schaffen Raum für gegenseitige Inspiration und dafür, voneinander zu lernen – ganz im Sinne des Leitgedankens des Unternehmensnetzwerks „Erfolgsfaktor Familie“.