Ein Tag mit … der Sparkasse Amberg-Sulzbach „Notfallmamas“ schließen die Betreuungslücke

Ein Mann und eine Frau halten ein Papier hoch
© Sparkasse Amberg-Sulzbach

Wie ein Schlüsselmoment eine Sparkasse verwandelt

„Wir stellten auf einmal fest, dass zwei Drittel von uns durch Pflege extrem belastet waren“, erinnert sich Edith Achatzi, Personalleiterin bei der Sparkasse Amberg-Sulzbach. Mit „uns“ meint sie ihr zehnköpfiges HR-Team und sie erzählt von einem regelrechten Aha-Erlebnis aus dem Jahr 2016: „Wir kannten gegenseitig unsere private Situation und nahmen Rücksicht aufeinander. Dann haben wir uns plötzlich gefragt, wie viele der anderen 399 Kolleginnen und Kollegen im Haus in einer ähnlichen Lage sind“, so die 56-Jährige weiter.

Beschäftigtenbefragung zur Pflegesituation

Das Durchschnittsalter in der Sparkasse Amberg-Sulzbach ist mit 45 Jahren recht hoch. Wie sich herausstellen sollte, musste die Personalabteilung das Thema Pflege rasch auf ihre personalpolitische Agenda setzen. Nachdem die Sparkasse 2013 zum ersten Mal durch die berufundfamilie GmbH auditiert worden war – damals noch mit dem Schwerpunkt Familie und Kinder –, galt es jetzt, in Richtung Pflege umzusteuern. Da eine Rezertifizierung anstand, konnte die Personalabteilung dies gleich mit dem Ziel verbinden, eine Beschäftigtenbefragung mit dem Schwerpunkt Pflege anzubieten. Sie ergab, dass insgesamt 20 Prozent der Kolleginnen und Kollegen akut, in hohem Maße oder gering durch die Pflege Angehöriger belastet sind.

Kooperation mit anderen großen Arbeitgebern

„Das war für uns das Zeichen, unsere Angebote für pflegende Beschäftigte auszubauen und eine Kooperation mit den anderen großen Arbeitgebern vor Ort einzugehen.“ Zusammen mit der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter, dem Klinikum und der Stadtverwaltung Amberg organisierte die Sparkasse drei Maßnahmen: Sie veranstaltete zunächst eine Podiumsdiskussion mit den jeweiligen Hausspitzen in einem großen Kinosaal. Ausschnitte aus dem Film „Honig im Kopf“ thematisierten schon, worum es ging: um die (Über-)Forderung von Angehörigen durch die intensive Betreuung eines nahen Verwandten mit Demenz.

„Wir haben im nächsten Schritt die Pflegefachkraft aus der Fachstelle für pflegende Angehörige der Amberger Stadtverwaltung zu uns ins Haus eingeladen und Beratungstermine angeboten“, sagt Achatzi. Drittens hat die Sparkasse mit den Kooperationspartnern ein Führungskräftetraining entwickelt, in dem es um die Erkennung von Burn-out bei Teammitgliedern und um die Stärkung ihrer Resilienz ging.

Botschaft: Der Arbeitgeber kümmert sich

„Bei uns im Haus haben wir außerdem Pflegekurse angeboten und eine Informationsveranstaltung organisiert, in der es um die psychischen Folgen von Pflege ging, um die Fragen, wie viel Belastung man zulassen kann und wo dringend Hilfe nötig ist“, berichtet Achatzi weiter. Wichtig ist ihr die Botschaft: Natürlich können Beschäftigte solche Kurse auch woanders buchen, sie sollen aber wissen: Ihr Arbeitgeber kümmert sich.

Aus dieser Motivation heraus hat die Sparkasse entschieden, eine betriebliche Pflegelotsin ausbilden zu lassen. Das Fazit: „Wir haben unser Ziel, der Beratung mehr Qualität zu geben, erreicht!“, so Achatzi.

Rückenwind durch persönliche Betroffenheit des Vorstands

Möglich waren diese Aktionen durch die starke Rückendeckung des Vorstands Alexander Düssil. Der 57-Jährige berichtet, seine Mutter sei mit 50 Jahren pflegebedürftig geworden und habe 30 weitere Jahre mit höchster Pflegestufe umsorgt werden müssen. „Die psychische Belastung war ein stetiger Wegbegleiter“, erklärt Düssil. Er möchte das Thema immer wieder auf die Agenda setzen, so auch im jährlichen Mitarbeitergespräch, bei dem es jetzt fester Bestandteil ist. Vorträge mit guten Beispielen, regelmäßige Briefings der Führungskräfte durch die Personalabteilung und eine starke Flexibilisierung der Arbeitszeit bis hin zu Sonderurlaub – dies alles soll Beschäftigte dabei unterstützen, die fordernde Aufgabe, den Beruf und die private Pflegesituation zu vereinbaren, bewältigen zu können.

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