Das Forschungszentrum Jülich (FZ Jülich) ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung, die interdisziplinäre Spitzenforschung in den Bereichen Energie, Information und Bioökonomie betreibt. Seit über zehn Jahren setzt es gezielt auf eine familienfreundliche Unternehmenskultur und die aktive Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, um wissenschaftliche Talente langfristig zu binden. Ein zentrales Instrument dieser Strategie sind die Familienbotschafterinnen und -botschafter, die gerade ihr zehnjähriges Jubiläum feiern und mittlerweile rund 70 engagierte Kolleginnen und Kollegen umfassen. „Sie sind für die gesamte Belegschaft eine dezentrale, persönliche Anlaufstelle auf kollegialer Ebene“, erklärt Antonia Illich, Leiterin des Büros für Chancengleichheit beim FZ Jülich.
Gerade bei Getrennt- und Alleinerziehenden spielen die Familienbotschafter eine wichtige Rolle. Sie tragen dazu bei, dass die Rahmenbedingungen auch für sie gut sind. Das FZ Jülich beschäftigt rund 7500 Mitarbeitende, 1700 davon in Teilzeit. Es bietet nicht nur eine hohe Flexibilität für Arbeitszeit und -ort, sondern es pflegt auch einen sehr flexiblen Familienbegriff: „Familie ist für uns da, wo Menschen füreinander in Verantwortung gehen“, so Illich weiter. Mit einem Altersdurchschnitt der Belegschaft von 41 Jahren gibt es einen stetigen Bedarf an Kinderbetreuung. Eine Kita auf dem Gelände mit 130 Plätzen, die auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, sorgen für eine gute Kinderbetreuung auch zur Ferienzeit. Ein Familienservice berät rund um haushaltnahe Dienstleistungen und Pflege.
Wie Nestmodell und Wechselmodell für Getrennterziehende funktionieren
„Diese Rahmenbedingungen, von denen natürlich alle profitieren, nutzen besonders unseren getrenntlebenden und alleinerziehenden Eltern“, sagt Illich. Sie berichtet von einer Kollegin aus dem wissenschaftlichen Bereich, die getrennt lebt und ihre Kinder im sogenannten Nestmodell betreut. Das heißt, die Kinder bleiben in der gemeinsamen Wohnung, während die Eltern abwechselnd im Wochenrhythmus ein- und ausziehen. „Die Kollegin kann jeweils entsprechend ihrer Betreuungszeiten Überstunden auf- und abbauen“, berichtet Illich. Natürlich müsse die Führungskraft einverstanden sein und auch das Team müsse mitziehen. Zwei weitere Kollegen, die gemeinsam zwei Kinder haben und getrennt leben, nutzen das Wechselmodell, in dem die Kinder abwechselnd bei beiden Elternteilen leben. Auch hier gilt: Überstunden auf- und abbauen.
Als alleinerziehende Führungskraft nicht allein
Auch eine alleinerziehende Führungskraft mit drei Kindern profitiert von den familienfreundlichen Rahmenbedingungen, berichtet Illich weiter. Die Kollegin habe sehr unterstützende Führungskräfte auf der Ebene über sich, nutze die Kita auf dem Gelände und könne so ihre wissenschaftliche Karriere verfolgen. „Das ist nicht nur ein unglaublicher Kraftakt, sondern die Kollegin hat sich auch dafür eingesetzt, Strukturen grundsätzlich familienfreundlicher zu gestalten. Ein Beispiel: Das FZ Jülich bietet inzwischen Finanzierungsmöglichkeiten von Kinderbetreuung bei beruflichen Terminen wie Konferenzen, bei denen zusätzliche Kinderbetreuungskorsten entstehen. Wer alleinerziehend ist, hat beim FZ Jülich Rahmenbedingungen, die das Leben einfacher machen und Erwerbsarbeit auch mit Karriere ermöglichen.