Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Unternehmen zum Thema machen

Buntstifte, einer ist länger als die anderen, über ihm die Sprechblase mit Text "Vereinbarkeit im Unternehmen zum Thema machen"
© Getty Images/ Porchai Soda

Neun von zehn Beschäftigten sind familienfreundliche Maßnahmen wichtig oder eher wichtig, weil sie Ausdruck einer Unternehmenskultur sind, in der der Mensch wichtig ist. Diese Einschätzung teilen Beschäftigte mit und ohne familiäre(n) Betreuungspflichten in etwa gleichermaßen (Unternehmensmonitor 2019, BMFSFJ).

Wer gutes Personal gewinnen und halten will, sollte das berücksichtigen. Doch die besten Lösungen nutzen wenig, wenn die Beschäftigten zu wenig darüber wissen. So führt kein Weg an guter interner Kommunikation vorbei.

Ob interne Kommunikation zu Beruf und Familie gelingt, hängt vor allem von den Führungskräften ab. Ihr offener Umgang mit dem Thema und ein offenes Ohr für Vereinbarkeitsbelange ist entscheiden. Gerade in kleinen und mittleren Unternehmen ohne Kommunikationsabteilung ist das von großer Bedeutung.

Viele Beschäftigte sind auch deshalb nicht ausreichend informiert, weil sie die Informationen zu wenig oder in der falschen Form vermittelt bekommen.

Es gibt viele Wege, das Thema zu vermitteln: Jene, die dem Thema ohnehin aufgeschlossen gegenüberstehen, sind empfänglicher für eine emotionale Ansprache mit Bildern und Erfolgsgeschichten. Skeptiker fühlen sich dagegen durch Fakten und Experteninterviews

angesprochen. Auch das persönliche Gespräch spielt eine wichtige Rolle in der internen Kommunikation – gerade beim Thema Beruf und Familie.

Damit Unternehmen wissen, wie gut ihre Beschäftigten die Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie kennen, sollten sie diese regelmäßig befragen.

Checkliste für die interne Kommunikation

Die Kommunikationsstrategie

  • Formulieren Sie knapp und klar ein Kommunikationsziel, was Sie bis wann erreichen wollen, und machen Sie Ihr Ziel messbar.
  • Legen Sie konkret fest, wer warum im Unternehmen erreicht werden soll (Zielgruppe). Dies hat direkte Auswirkungen auf Ihre spätere Auswahl der Kommunikationsinstrumente.
  • Analysieren Sie die Ist-Situation: Wie ist der Informationsstand, aber auch das „Bild“ und die Zufriedenheit der Beschäftigten beim Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Unternehmen? Eine Umfrage kann Ihnen dazu den Überblick liefern und hilft, nach Zielgruppen zu differenzieren.
  • Welche Medien und Kommunikationsmittel gibt es bei Ihnen bereits und welche davon werden für das Thema bisher auf welche Art genutzt?
  • Beziehen Sie alle Bereiche des Unternehmens ein: Geschäftsführung, Betriebsrat, Personal- und Kommunikationsabteilung.
  • Kommunikationsinstrumente auswählen: Differenziert nach den Zielgruppen und basierend auf Ihrer Ist- und Soll-Analyse wählen Sie passende Instrumente für die Kommunikation familienbewusster Maßnahmen aus.
  • Für die Realisierung der familienbewussten Instrumente erstellen Sie Teilpläne, in denen Zeitschienen, Aufgaben und Zuständigkeiten klar zugeordnet sind.
  • Machen Sie eine Mitarbeiterumfrage, um zu messen, ob Ihre Kommunikationsmaßnahmen fruchten.

Authentische interne Kommunikation

  • Zeigen Sie, wie Beschäftigte mit den Herausforderungen rund um den Familien- und Arbeitsalltag umgehen. Zeigen Sie Menschen und erzählen Sie echte Geschichten.
  • Authentische Bilder der Porträtierten, durchaus auch private Aufnahmen, unterstreichen die Authentizität der Geschichte. Bilder transportieren Emotionen und helfen dabei, zentrale Aussagen zu illustrieren. Stockmaterial wirkt oft unglaubwürdig und mitarbeiterfern.
  • Stellen Sie zusätzliche Informationen bereit. Ein Infokasten mit weitergehenden Informationen bietet einen echten Mehrwert. Hier können Sie über Angebote und Ansprechpartner im eigenen Unternehmen oder auch über externe Organisationen und Hilfsangebote informieren. Eine Linksammlung zu themengerechten Internetangeboten vervollständigt das Bild.
  • Hürden gehören dazu: Erzählen Sie die ganze Geschichte. Berichten Sie auch, wie Sie aus Fehlern lernen, welche Lösungen warum gewählt und welche verworfen wurden. Das macht Ihre Story authentisch und nachvollziehbar.
  • Ermitteln Sie, was die Beschäftigten zum Thema Familie gerade besonders bewegt, und erstellen Sie Themenpläne. Halten Sie regelmäßig Kontakt zu Betriebsrat und Personalabteilung. Dort laufen viele Informationen zur Interessenlage der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen.
  • Bei der Suche nach Protagonisten für Ihre Story zum Thema Familienfreundlichkeit sollten Sie die gesamte Belegschaft im Blick haben. Immer wieder Führungskräfte und die Geschäftsführung zu zeigen ist kontraproduktiv. Stellen Sie auch die „Hidden Champions“ in der Belegschaft vor, jene, die sich nicht in den Vordergrund schieben. Die Mischung macht’s.

Wirkungsvolle Anlässe für die interne Kommunikation

  • Nutzen Sie unternehmensweite Befragungen, um herauszufinden, wie zufrieden die Beschäftigten mit der familienbewussten Personalpolitik der Firma sind. Durch gezielte Fragen lässt sich erfahren, welche Rolle das Thema beispielsweise für die Atmosphäre in Teams oder für die Motivation der Beschäftigten spielt. Berichten Sie über die Ergebnisse und eröffnen Sie nach Möglichkeit auch den Dialog darüber.
  • Berichten Sie über familienfreundliche Maßnahmen, die umgesetzt werden oder in konkreter Planung sind. Auch das Engagement für ein Lokales Bündnis für Familie , die Teilnahme am audit berufundfamilie oder an einem Unternehmenswettbewerb zum Thema Beruf und Familie können gute Anlässe sein.
  • Nehmen Sie Themen der familienfreundlichen Personalpolitik als integralen Bestandteil des Mitarbeitergesprächs oder von Teammeetings auf. Schulen und unterstützen Sie Ihre Führungskräfte, damit sie in der Lage sind, das Thema Beruf und Familie adäquat und professionell in Gesprächen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anzusprechen.
  • Führungskräfte als Vorbild: Einen guten Anlass, über Karriereplanung mit familiären Verpflichtungen zu berichten, bieten Führungskräfte mit Nachwuchs oder pflegebedürftigen Angehörigen. Wie sie die Herausforderungen meistern, interessiert die Beschäftigten in der Regel, da sie oft auch als Vorbild fungieren.
  • Neu oder aufgefrischt bieten Unternehmensleitbilder oft einen Anlass, über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu kommunizieren. Ein Beispiel könnte lauten: „Produktivität ist mehr als Präsenz – wir arbeiten an einer Kultur, die Ergebnisse in den Mittelpunkt stellt und dabei Beschäftigten die Möglichkeit gibt, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.“
  • Persönliche Berichte: Lassen Sie die Beschäftigten regelmäßig selbst zu Wort kommen und erzählen, wie sie die Betreuung ihrer Kinder oder die Pflege von Familienmitgliedern neben dem Job meistern. Nutzen Sie dafür möglichst unterschiedliche Medien und Formate.
  • Starten Sie in der Mitarbeiterzeitung oder dem Intranet eine Serie zu Themen der Familienfreundlichkeit, beispielsweise zu Kinderbetreuung oder Arbeitszeitmodellen. Nennen Sie Lösungen aus dem eigenen Betrieb.
  • Richten Sie im Intranet eine Themenseite mit allen wichtigen Informationen, Adressen und Ansprechpartnern ein. Wichtig ist die Auffindbarkeit einzelner Themen sowie die Möglichkeit, Rückfragen zu stellen.
  • Viele Firmen bieten Veranstaltungsangebote wie einen Tag der offenen Tür, einen Familientag oder eine Betriebsfeier mit Familienangehörigen, die sich direkt an die ganze Familie richten. Dies sind sehr schöne Anlässe, über Familienfreundlichkeit im Unternehmen zu berichten.

Weitere Tipps und Anregungen finden Sie in dem Leitfaden unten in den Links.