Ein Tag mit HAMBURG WASSER „Um sich als aktiver Vater zu outen, braucht man das Umfeld“

Zu sehen ist die Personalleiterin von Hamburg Wasser, Claudia Deutsch
© Claudia Deutsch, HAMBURG WASSER

„Um sich als aktiver Vater zu outen, braucht man das Umfeld“

HAMBURG WASSER hat 2.328 Beschäftigte, davon sind gut zwei Drittel Männer. 41 Väter waren im letzten Jahr in Elternzeit, überwiegend für zwei Monate, darunter auch zwei Gruppenleiter. Zwei Drittel der Belegschaft sind technisch gewerbliche Beschäftigte, auch von ihnen war eine ganze Reihe in Elternzeit. Den Hauptteil der Elternzeit nehmen aber nach wie vor Mütter. Gute Ideen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie umzusetzen, sei inzwischen ein Muss, sagt Personalleiterin Claudia Deutsch. Unternehmen konkurrierten um die besten Lösungen und damit um die interessantesten Köpfe. Sebastian Knorr, Referent für digitale Kommunikation, berichtet von einem Kollegen aus der juristischen Abteilung, der das Unternehmen verlassen hatte und wenige Jahre später zurückkam, auch, weil die Arbeitsbedingungen für ihn so familienfreundlich waren.

Familienservice unterstützt in fast allen Vereinbarkeitsfragen

„Um den Beschäftigten Hilfestellung bei der Vereinbarkeit zu bieten, hat HAMBURG WASSER einen Familienservice beauftragt“, so Vereinbarkeitsexpertin Karen Beckmann. Er vermittelt zum Beispiel Kitaplätze, Tagesplätze, eine Notfallbetreuung, aber auch Au-pairs, er hilft bei der Suche nach Pflegeheimplätzen und ambulanter Betreuung von Pflegebedürftigen und bietet Webinare zu vielen Themen rund um Vereinbarkeit. Auf die Frage, ob vor allem Mütter oder ob auch Väter dort vorstellig würden, berichtet Beckmann, es kämen auch viele Väter und es nähmen regelmäßig Männer an den Webinaren teil. Außerdem bietet HAMBURG WASSER seinen Beschäftigten ein Eltern-Kind-Büro für Notfallsituationen, wenn eine reguläre Betreuung kurzfristig nicht möglich ist.

HAMBURG WASSER macht seine Väterfreundlichkeit auch an der Möglichkeit fest, die Arbeitszeiten hoch flexibel nach eigenem Bedarf zu legen und den Arbeitsort zu bestimmen. Diese Wahlmöglichkeiten variieren jedoch, je nachdem, welche Aufgaben man hat. „Wir haben ein Rundum-sorglos-Paket“, sagt Deutsch, von dem viele, aber nicht alle in gleichem Umfang profitieren. Das schaffe, so die Ökonomin, manchmal ein bisschen Unruhe in der Organisation. Denn in manchen Bereichen gelten sehr flexible Arbeitszeiten, so zum Beispiel in der Verwaltung und bei den Ingenieuren, und in anderen, beispielweise bei Schichtarbeit, Rufbereitschaft oder Fahrten in der Kolonne zu den Baustellen, sei die Lage der Arbeitszeit nicht so flexibel handhabbar. „Ich finde es aber richtig, das offen anzusprechen“, so Deutsch.

Ansprechpersonen für Elternzeit auf der Gehaltsabrechnung

Das Unternehmen kommuniziert seine Vereinbarkeitsangebote, die sich an alle Beschäftigten richten, über eine zentrale Intranetseite. „Ich habe vor Kurzem einen Teams-Kanal eingerichtet, über den ich gezielt auch detaillierte Informationen über einzelne Vereinbarkeitsmaßnahmen veröffentliche“, berichtet Beckmann. Bei Beratungsbedarf wenden sich viele werdende Mütter und Väter direkt an sie. „Ich berate gerne auch beide Eltern, also auch die Partnerin oder den Partner“, sagt Beckmann. Die Ansprechpersonen für die offizielle Ankündigung von Elternzeit finden sich auf der Gehaltsabrechnung.

Familienfreundlichkeit in der DNA

„Ich glaube, dass es für Kollegen, um sich als aktive Väter zu outen und sich zu engagieren, das direkte familienfreundliche Umfeld braucht“, meint Sebastian Knorr. Seine Kinder sind 3 und 19 Monate alt. Für das ganze Unternehmen kann er nicht sprechen, aber er selber hat dieses Umfeld: Ein Kollege war einige Monate parallel mit ihm in Elternzeit, seine Chefin erledigt ihre Führungsaufgaben mit zwei Kindern in 25 Arbeitsstunden. Knorrs Frau ist Kinderärztin an der Uniklinik, wo einzelne Forschungsprojekte weiterlaufen, auch wenn jemand in Elternzeit ist. Daher wird er in einigen Monaten wie beim ersten Kind auch für ein halbes Jahr Elternzeit nehmen, sodass seine Frau wieder einsteigen kann. „Zurzeit bietet meine Frau nur mittwochnachmittags eine Sprechstunde an“, berichtet er. „Das ist dann meine Familienzeit. Ich bin ab 12 Uhr für mein Team nicht mehr erreichbar, arbeite abends noch eine Stunde und hänge den Rest der Arbeitszeit an den anderen Tagen an.“ 

Knorr arbeitet zu einem großen Teil vom Homeoffice aus und sagt, dass ohne diese Möglichkeit plus flexibler Arbeitszeit mit Gleitzeitmöglichkeiten sein ganz persönliches Lebens- und Arbeitsmodell nicht funktionieren würde. Familienfreundlichkeit sei in der DNA von HAMBURG WASSER enthalten und würde zu Recht für das Recruiting neuer Kolleginnen und Kollegen genutzt.


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