Arbeitgeberattraktivität: Vereinbarkeit trifft Arbeit der Zukunft Pflege auf die Agenda setzen

Ein älterer Mann mit Rollator, ein jüngerer Mann legt den Arm um ihn, beide laufen in der Natur
© Netzwerkbüro "Erfolgsfaktor Familie"

Mehr als die Hälfte aller pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wird zu Hause durch erwerbstätige Angehörige versorgt. Der Spagat zwischen dem Beruf und dem Einsatz für nahestehende Menschen verlangt den Pflegenden viel ab. Oft benötigen die zu pflegenden Angehörigen schon vor dem ersten Pflegegrad eine regelmäßige Betreuung und Hilfe im Alltag.

Für Unternehmen sind aus unserer Sicht drei Dinge entscheidend:

  1. Denken Sie daran, dass die genannte Doppelbelastung pflegende Beschäftigte in Ihrem Betrieb oftmals an die Grenze ihrer Belastbarkeit führt, sie sich aber häufig nicht von allein hilfesuchend an Sie wenden.
  2. Sie können dafür sorgen, dass alle Informationen rund um das Thema Pflege zielgruppengerecht, aktuell und übersichtlich in Ihrem Intranet, am Schwarzen Brett, in hauseigenen Printmedien, in sozialen Medien und über Informationsveranstaltungen bekannt gegeben werden.
  3. Auf der Grundlage einer Beschäftigtenbefragung mit dem Schwerpunkt Pflege können Sie einen Prozess aufsetzen, der für alle Beschäftigten, deren Angehörige plötzlich dringend Hilfe benötigen, quasi automatisch greift. Das reicht vom Benennen von Ansprechpersonen, wie beispielsweise Pflegelotsen, bis zu Informationen zur Beratung und zu rechtlichen Ansprüchen.

Wie dies in der Praxis umsetzbar ist, lesen oder sehen Sie in dieser Ausgabe, etwa am Beispiel der Sparkasse Amberg-Sulzbach oder in der filmischen Dokumentation eines Austauschs von Praxisbeispielen im Rahmen unseres digitalen Unternehmenstags.

Stellung zu unserer These beziehen in dieser Ausgabe Oliver Zwirner, Geschäftsführer des Softwareunternehmens Inworks GmbH, und Myriam Maierhofer, Organisations- und Personalentwicklung beim Landschaftsverband Rheinland.

Und hier noch ein Hinweis: Demnächst erscheint unser neuer Leitfaden "Pflegende Beschäftigte brauchen Unterstützung".

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre.
Ihr Team im Netzwerkbüro "Erfolgsfaktor Familie"

weitere Forumsbeiträge

  • "Zahlen, Daten, Fakten"

    Schätzungsweise 4 bis 5 Millionen Privatpersonen kümmern sich in Deutschland um einen pflegebedürftigen Angehörigen. Zwei Drittel der Pflegenden sind berufstätig. Sie stehen oft großen organisatorischen und emotionalen Herausforderungen gegenüber und haben häufig zeitliche Vereinbarkeitsprobleme.

    - Im Jahr 2017 wurden 2,6 Millionen Pflegebedürftige zu Hause versorgt, davon 1,8 Millionen von Angehörigen, 0,8 Millionen von ambulanten Pflegediensten.

    - Im Jahr 2050 werden voraussichtlich 3,75 Millionen Pflegebedürftige ambulant versorgt.

    - Die zu Hause versorgten Pflegebedürftigen haben überwiegend Pflegegrad 2 (1,4 Mio.) und 3 (0,8 Mio.).

  • „Notfallmamas“ schließen die Betreuungslücke

    Wie durch einen persönlichen Schlüsselmoment ein ganzes Unternehmen plötzlich darauf setzt, seine Beschäftigten beim Thema Pflege zu unterstützen, das lesen Sie am Beispiel der Sparkasse Amberg-Sulzbach. Personalleiterin Edith Achatzi gibt detaillierte Einblicke, wie sie und ihr Team aus eigener Betroffenheit den Blick geweitet und die gesamte Belegschaft dazu befragt haben. Heraus kam: 20 Prozent haben mit dem Thema zu tun. Lesen Sie, wie die Sparkasse auf diesen Befund reagiert hat.

  • Homeoffice und flexible Arbeitszeiten helfen

    Doris Langer arbeitet im Bereich Private Banking Firmenkunden der Sparkasse Amberg-Sulzbach. Ihre Mutter wurde plötzlich und für die Dauer von etwa vier Monaten durch einen Herzinfarkt pflegebedürftig. Wie Langer diese Herausforderung gemeistert hat, lesen Sie in diesem Beitrag.

  • Beschäftigtenbefragungen machen Pflege fassbar

    In der Rubrik „Klartext“ stellen wir eine These zum jeweiligen Schwerpunktthema auf und bitten Expertinnen und Experten, dazu knapp Stellung zu nehmen. Lesen Sie in dieser Ausgabe Beiträge von Oliver Zwirner, Geschäftsführer des Softwareunternehmens Inworks GmbH, und von Myriam Maierhofer, Organisations- und Personalentwicklung beim Landschaftsverband Rheinland. Bei den Kommentaren handelt es sich um persönliche Ansichten des Autors und der Autorin.

    These: Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege wird auch nach der Bewältigung der Corona-Krise eine der zentralen Herausforderungen sein und damit ein strategisches Thema für Unternehmen. Angesichts der demografischen Entwicklung ist es umso dringlicher, die Beschäftigungsfähigkeit von pflegenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu erhalten. Sie wenden sich nur selten hilfesuchend an ihre Führungskräfte. Deshalb sind Beschäftigtenbefragungen mit dem Schwerpunkt Pflege das wichtigste Instrument, um zu erfahren, welche Unterstützung tatsächlich gewünscht ist, und entsprechende Maßnahmen einzuführen.

  • So lässt sich Pflege in den Berufsalltag integrieren

    Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf stellt Unternehmen und Beschäftigte vor große Herausforderungen. Dabei zeigen inzwischen viele Unternehmen, dass diese Herausforderungen bewältigt werden können. Wie? In diesem Panel stellen wir Ihnen Unternehmen vor, die Ihnen einen Einblick in ihre vereinbarkeitsorientierte Unternehmenskultur geben. Lassen Sie sich inspirieren und erfahren Sie, wie Angebote zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf so gestaltet werden können, dass Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen profitieren.

  • Pflegethema ist fester Bestandteil in der Bündnisarbeit

    Wir möchten Ihnen Einblicke in die Arbeit der rund 600 Lokalen Bündnisse für Familie in Deutschland geben − diesmal mit einem Beispiel des Lokalen Bündnis für Familie Ostwürttemberg. Lesen Sie in diesem Beitrag wie das Bündnis vor Ort seine Partner aktiv bei der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege einbindet.

  • So gelingt die Vereinbarkeit

    Kurz im Überblick: Diese Maßnahmen und Haltungen unterstützen in den Unternehmen, die wir für diese Ausgabe befragt haben, die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege:

    - Die persönliche Betroffenheit zum Beispiel bei Beschäftigten aus dem HR-Bereich oder bei einer Führungskraft kann Auslöser einer neuen Weichenstellung für passgenaue Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in einem Unternehmen sein.

    - Wer eine Rezertifizierung des Audits der berufundfamilie Service GmbH plant, kann bei Bedarf von einem früheren Betreuungsschwerpunkt zum Pflegeschwerpunkt wechseln und ...